Enzymtherapie

Enzyme – essentiell für den Stoffwechsel

Katalysatoren sind Substanzen, die in der Lage sind, eine chemische Reaktion zu beschleunigen. Bei biochemischen Reaktionen, die in lebenden Organismen ablaufen, werden Katalysatoren als Enzyme bezeichnet. Ohne Enzyme ist ein funktionierender Stoffwechsel und damit Leben nicht möglich. So stellen Enzyme im menschlichen Körper das natürliche Gleichgewicht, die sogenannte Homöostase sicher. Verdauungsenzyme machen beispielsweise die Verdauung von Fetten, Kohlenhydraten und Eiweiß erst möglich; sie gewährleisten die Entgiftung des Körpers wie auch dessen Heilungsfähigkeit.

Verschiedene Ansätze der Enzymtherapie

Ziel dieses Abstracts ist es, Therapiemöglichkeiten mit Enzmen, Enzymvorstufen und Enzymderivaten aufzuzeigen. Andererseits geht es nicht darum, eine Kategorisierung der Enzyme im Sinne der Biochemie darzustellen. Deshalb werden neben der klassischen Systemischen Enzymtherapie, die Therapie mit Co-enzymen und die Horvi-Enzymtherapie kurz vorgestellt.

Weitreichende Folgen: Enzymdefekte

Enzymdefekte treten durch verminderte oder vollständig fehlende Aktivität von Enzymen ein. Dies kann resultieren aus der Mutation des entsprechenden Gens oder aus der Veränderung einer einzigen Aminosäure. Je nachdem, welcher Stoffwechselschritt davon betroffen ist, führt dies zur vollständigen oder teilweisen Minderung der Zellfunktion und auch teilweise zur Anhäufung schädlicher Zwischenprodukte. Vielen Krankheiten resultieren daher aus einem Enzymmangel oder -defekt. Viele Organen, insbesondere die Leber, Nieren, Herz, Muskulatur und das Zentralnervensystem können davon betroffen sein.

Initialzünder: Coenzyme

Für die Aktivierung einiger Enzyme sind zunächst sogenannte Coenzyme erforderlich. Diese unterscheiden sich von den Enzymen dadurch, dass sie nicht aus Eiweiss bestehen, sehr viel kleiner sind als die grossen Enzymmoleküle und bei ihrer Tätigkeit verbraucht werden. Daher müssen sie ständig erneuert werden. Das bedeutet, dass der Körper auf die ausreichende Zufuhr dieser Vitalstoffe über die Nahrung zur Erhaltung der enzymatischen Aktivität im Organismus angewiesen ist.

Einen hohen Stellenwert in unserer Praxis stellen die Coenzyme NADH und Q10 dar. Sie sind wesentlicher Bestandteil der sogenannten Atmungskette.

NADH (Nicotinamid Adenin Dinucleotid) ist zusammen mit Sauerstoff essentiell für die Produktion von ATP (Adenosin-Tri-Phosphat) in den Mitochondrien unserer Zellen. ATP ist die Energie, die unser Körper zum Leben benötigt. NADH ist folglich ein hochpotenter Initialzünder für Vitalität; zudem ist es ein wichtiges Antioxidans. Wir empfehlen beispielsweise Cellergie NADH Direct

Q10 ist für die Energieproduktion und den Membranschutz jeder Zelle und damit für den gesamten Organismus lebenswichtig. Es stellt ein zentrales Bindeglied der Energiegewinnungskette der Mitochondrien (Zellkraftwerke) dar und ist bisher der einzige bekannte lipophile (fettlösliche) körpereigene Sauerstoff-Radikalfänger in den Zellmembranen.

Beide Coenzyme spielen eine zentrale Rolle für die Gesunderhaltung unseres Körpers. Insbesondere Menschen, die großen gesundheitlichen Belastungen (z.B. Chemotherapie) oder beruflichem, familiärem Stress ausgesetzt sind sollten NADH und Q10 substituieren. Bausteine eines nachhaltigen Anti-Aging sollten sie ohnehin sein.

Heilung mit Hilfe von Enzymen

Bereits die Naturvölker in Afrika, Asien, Australien und Amerika benutzten den Saft des Feigenbaumes, das Fleisch der Papayafrucht oder die frische Ananas für Wundauflagen, um offene Geschwüre oder Verletzungen besser und schneller heilen zu lassen. Letztlich nutzten sie die Heilwirkung dieser enzymhaltigen Früchte.

Systemische Enzymtherapie

Im Rahmen der therapeutischen Anwendung wird zwischen tierischen und pflanzlichen Enzymen differenziert. Jedes einzelne des in der Systemischen Enzymtherapie verwendeten Enzyms hat eine spezielle Wirkung auf verschiedene Regulationsbereiche im Organismus. In der Praxis bewährt sich daher in den meisten Fällen die Gabe von Enzymkombinationen. Bei der systemischen Enzymtherapie werden vor allem folgende Enzyme verwendet:

Pankreatin ist ein enzymatisch aktiver komplexer Wirkstoff (Enzymgemisch) aus der Bauchspeicheldrüse. Die Hauptinhaltsstoffe sind Proteasen (v.a. Trypsin) sowie Amylasen für den Kohlenhydratstoffwechsel und Lipasen, die die Aufspaltung von Nahrungsfetten bewirken.

Die Proteasen Trypsin und Chymotrypsin werden ebenfalls aus der Bauchspeicheldrüse gewonnen. Diese beiden Enzyme unterstützen z.B. die Verdauung von Eiweißen. Beide Enzyme haben sehr starken Einfluss auf die Aggregation von Blutplättchen und die Fibrinolyse, also der Auflösung von Blutgerinnseln. Trypsin hat zudem Einfluss auf die Modulation von Adhäsionsmolekülen.

Papaya, der Rohstoff für Papain

Bromelain ist die Bezeichnung für ein Gemisch proteo-lytischer Enzyme aus dem Strunk der Ananas. Es unterstützt das Immunsystem und unterstützt die körpereigenen Abwehrkräfte. Bromelain wirkt entzündungshemmend und wird in Kombination mit Papain und Lysozym bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie z.B. aus dem rheumatischen Formen Kreis, Arthrose oder Arthritis eingesetzt. Desweiteren besitzt Bromelain eine abschwellende Wirkung. Signifikante Wirkung kann Bromelain bei der Abschwellung von Ödemen zeigen.

Papain ist die Bezeichnung für Enzyme aus dem Milchsaft (Latex) unreifer Melonenbaumfrüchte (Carica Papaya). Papain unterstützt die Immunfunktion und die körper-eigenen Abwehrkräfte. Auch bei der Reduktion überschießender Immunkomplexe kann Papain eingesetzt werden. Wie Bromelain kann es in Kombination mit anderen Proteasen zur Unterstützung der Heilung von Verletzungen sowie chronisch und akuten Entzündungen eingesetzt werden.

Horvi-Enzymtherapie

Im Rahmen der sogenannten Horvi-Enzymtherapie werden Gifte von Schlangen, Spinne, Skorpion und Molch eingesetzt. Diese Toxine, zumeist Neuro- und/oder Kardiotoxine, enthalten eine Reihe von Enzymen und Aminosäuren, die therapeutisch anwendbar sind. Man weiß Heute, dass jedes Schlangengift zwischen 35 und 50 Enzymarten aufweist.

Basis der Horvi-Enzyme sind Toxine u.a. von Reptilien

Alleinstellungsmerkmal der Horvi-Enzyme ist, dass die Gifte nicht als Toxin, sondern als Heilmittel verwendet werden: hierzu werden die natürlichen Eiweißbrücken, welche die Giftsequenzen zusammenhalten, durch fermentativen Abbau großteils entfernt. So wird der Eiweißgehalt der Gifte von ca. 85% auf 1,8 bis 2% reduziert. Im Anschluß daran werden die tierischen Gifte im Verhältnis von 1 : 1 Mio. verdünnt.

Dieses Herstellungsverfahren gewährleistet, dass die von Toxinen ausgehende Gefahr vollkommen ausgeschaltet ist. Der Gesamtkomplex der Toxine und deren Information bleiben jedoch erhalten. An Stelle einer gesundheitsschädlichen tritt nun eine gesundheitsfördernde modulierende Wirkung. Gestörte Zelle können wieder die richtige Funktion aufnehmen, wohingegen intakte Zellen nicht beeinflusst werden.

Die Verabreichung der Enzyme erfolgt je nach Diagnose und Anwendung in Form von Spritzen, oral als Tabletten bzw. Tropfen oder auch als Salbe.

Indikationen der Enzymtherapien

Die in der Naturmedizin eingesetzten Enzyme sind in der Lage, viele krankhafte Prozesse im menschlichen Organismus zu korrigieren. Sie stärken die körpereigene Abwehr. Schädliche Immunkomplexe im Körper, die das Abwehrsystem schwächen, werden aufgelöst. Enzyme sind in der Lage Entzündungen abzuheilen und die Durchblutung zu verbessern. Sie regenerieren krankes Gewebe und fördern die Heilung von Wunden und Gewebeschwellungen. Enzyme bekämpfen Viren und helfen dem Abwehrsystem entartete Zellen zu erkennen. Und schließlich besitzen Enzyme eine regulierende Wirkung. Ob Reparatur oder Regulation, Enzyme greifen nur dort ein, wo bzw. wenn ein Schaden in der Zelle vorliegt. Gesunde Zellen hingegen werden nicht beeinflusst.

Sie sehen, da Enzyme an vielen Prozessen in unserem Körper teilhaben, können sie auch in unterschiedlichsten Fällen der Schlüssel für eine nachhaltige Heilung sein. Im Folgenden einige Anwendungsbeispiele für Enzymtherapien:

  • Rheumatische Erkrankungen
  • Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen
  • Muskelkater und Muskelschmerzen (Weichteilerkrankungen)
  • Blutungen, Wundheilungsstörungen
  • Regulation der Blutgerinnung
  • Migräne /Kopfschmerzen
  • Herz- und Kreislauferkrankungen
  • Lungen- und Bronchialerkrankungen
  • Hauterkrankungen
  • Allergien
  • Modulation des Immunsystems
  • Autoimmunerkrankungen wie z.B. Multiple Sklerose, Sklerodermie, Morbus Bechterew
  • Depressionen und Angstzustände

Falls Sie Fragen zu den Enzymtherapien haben, so stehen wir Ihnen in der equalance-Naturheilpraxis gerne zur Verfügung.

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